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Esmeralda


Enviado por   •  7 de Marzo de 2012  •  1.757 Palabras (8 Páginas)  •  547 Visitas

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Kerstin Gier

Smaragdgrün. Liebe geht durch alle Zeiten

(Für alle Marzipanherzen-Mädchen dieser Welt ich meine wirklich alle Mädchen.

Es fühlt sich nämlich immer gleich an, egal ob man 14 Jahre alt ist oder 41.)

Hope is the thing with feathers

That perches in the soul

And sings the tune without words

And never stops at all.

Emily Dickinson

Prolog

Belgravia, London, 3. Juli 1912

»Das wird eine hässliche Narbe geben«, sagte der Arzt, ohne den Kopf zu heben.

Paul lächelte schief. »Na, auf jeden Fall besser als die Am¬putation, die Mrs Überängstlich hier prophezeit hat.«

»Sehr witzig!«, fauchte ihn Lucy an. »Ich bin nicht über¬ängstlich, und du ... Mr Dämlich-Leichtsinnig, mach bloß keine Scherze! Du weißt genau, wie schnell sich solche Wun¬den infizieren können, und dann kann man froh sein, wenn man in diesen Zeiten überhaupt noch am Leben bleibt: Keine Antibiotika weit und breit und die Ärzte sind alle unwissende Stümper!«

»Na, besten Dank auch«, sagte der Arzt, während er eine bräunliche Paste auf der frisch genähten Wunde verstrich. Es brannte höllisch und Paul konnte nur mit Mühe eine Grimas¬se unterdrücken. Er hoffte nur, dass er keine Flecken auf La¬dy Tilneys gute Chaiselongue gemacht hatte.

»Sie können ja nichts dafür.« Paul merkte, dass Lucy sich große Mühe gab, freundlicher zu klingen, sie versuchte sogar ein Lächeln. Ein ziemlich grimmiges Lächeln, aber es war schließlich die Absicht, die zählte. »Ich bin überzeugt, Sie ge¬ben Ihr Bestes«, sagte sie.

»Dr. Harrison ist der Beste«, versicherte Lady Tilney.

»Und der Einzige ...«, murmelte Paul. Er war plötzlich un¬glaublich müde. In dem süßlich schmeckenden Trank, den der Arzt ihm eingeflößt hatte, musste sich ein Schlafmittel befunden haben.

»Vor allem der Verschwiegenste«, ergänzte Dr. Harrison. Pauls Arm erhielt einen schneeweißen Verband. »Und ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass man Schnitt- und Stichwunden in achtzig Jahren anders behandelt, als ich es getan habe.«

Lucy holte tief Luft und Paul ahnte schon, was nun folgen würde. Aus ihrer Hochsteckfrisur hatte sich eine Locke gelöst und sie strich sie sich mit kämpferischer Miene hinter das Ohr. »Na ja, grob betrachtet vielleicht nicht, aber wenn Bak¬terien .. . also, das sind so einzellige Organismen, die .. .«

»Jetzt hör schon auf, Luce!«, fiel Paul ihr ins Wort. »Dr. Har¬rison weiß sehr wohl, was Bakterien sind!« Die Wunde brannte immer noch fürchterlich, gleichzeitig fühlte er sich so erschöpft, dass er nur zu gern die Augen geschlossen hätte und einfach ein bisschen weggedämmert wäre. Aber das hät¬te Lucy nur noch mehr aufgebracht. Obwohl ihre blauen Au¬gen wütend funkelten, verbargen sich doch nur Sorge und - schlimmer noch - Angst dahinter, das wusste er. Ihr zuliebe durfte er sich weder seine schlechte körperliche Verfassung noch die eigene Verzweiflung anmerken lassen. Also redete er einfach weiter. »Wir befinden uns schließlich nicht im Mit¬telalter, sondern im 20. Jahrhundert, dem Jahrhundert der bahnbrechenden Entwicklungen. Das erste EKG ist bereits Schnee von gestern, seit ein paar Jahren kennt man auch den Erreger der Syphilis und hat eine Behandlung dagegen ge¬funden.«

»Ach, da hat aber jemand im Mysterien-Unterricht gut auf¬gepasst.« Jetzt sah Lucy aus, als würde sie jeden Augenblick explodieren. »Schön für dich!«

»Und im letzten Jahr hat diese Marie Curie den Nobelpreis für Chemie erhalten«, steuerte Dr. Harrison bei.

»Und was hat die noch gleich erfunden? Die Atombombe?«

»Manchmal bist du erschreckend ungebildet. Marie Curie hat radio. ..«

»Ach, halt die Klappe!« Lucy hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte Paul zornig an. Lady Tilneys tadeln¬den Blick bemerkte sie gar nicht.

»Deine Vorträge kannst du dir im Augenblick sonst wohin schieben! Du! Hättest! Tot! Sein! Können! Kannst du mir bit¬te verraten, wie ich diese Katastrophe ohne dich abwenden sollte?« An dieser Stelle brach ihre Stimme. »Oder wie ich oh¬ne dich weiterleben könnte?«

»Es tut mir leid, Prinzessin.« Sie hatte ja gar keine Ahnung, wie leid es ihm tat.

»Pah«, machte Lucy. »Du brauchst gar nicht diesen zer¬knirschten Hundeblick aufzusetzen.«

»Wie überflüssig, sich damit zu beschäftigen, was hätte sein können, Kind«, sagte Lady Tilney kopfschüttelnd, während sie Dr. Harrison half, seine Utensilien wieder in der Arztta¬sche zu verstauen. »Es ist doch alles gut gegangen. Paul hatte Glück im Unglück.«

»Nur weil es noch schlimmer hätte enden können, heißt es nicht, dass alles gut gegangen ist!«, rief Lucy. »Nichts ist gut gegangen, gar nichts!« Ihre Augen füllten sich mit Tränen und Paul brach bei diesem Anblick beinahe das Herz. »Wir sind jetzt seit drei Monaten hier und haben nichts von dem erreicht, was wir geplant hatten, im Gegenteil: Wir haben al¬les nur noch schlimmer gemacht! Endlich hatten wir diese verdammten Papiere in den Händen und da gibt Paul sie ein¬fach weg!«

»Das war vielleicht ein bisschen voreilig.« Er ließ den Kopf auf das Kissen sinken. »Aber in diesem Augenblick hatte ich einfach das Gefühl, das Richtige zu tun.« Und zwar deshalb, weil er sich in ebendiesem Augenblick dem Tod verdammt nahe gefühlt hatte. Viel hätte nicht mehr gefehlt und Lord Alastairs Degenklinge hätte ihm den Rest gegeben. Das aller¬dings durfte er Lucy auf keinen Fall sagen. »Wenn wir Gideon auf unserer Seite hätten, gäbe es noch eine Chance. Sobald er die Papiere gelesen hat, wird er begreifen, worum es uns geht.« Hoffentlich.

»Aber wir wissen selber nicht genau, was in den Papieren steht! Vielleicht ist es verschlüsselt oder... ach, und du weißt ja nicht mal, was du Gideon da überhaupt gegeben hast«, sagte Lucy. »Lord Alastair könnte dir alles Mögliche unterge¬jubelt haben: alte Rechnungen, Liebesbriefe,

...

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